Aus Hanf lässt sich wunderbarer Kunststoff herstellen. Warum steigen wir also nicht um?

Aus Hanf lässt sich wunderbarer Kunststoff herstellen. Warum steigen wir also nicht um?

Kunststoffe sind anscheinend ein unweigerlicher Bestandteil unseres Alltags geworden. Warum aber werden alle Kunststoffe aus umweltschädlichen, nicht erneuerbaren Petrochemikalien hergestellt? Ist es nicht möglich die fossilen Kunststoffe durch Hanf zu ersetzen?

Sie haben vielleicht schon davon gehört, dass landwirtschaftlich angebauter Industrie-Hanf (welcher keine psychoaktive Eigenschaften wie Marihuana besitzt), dutzende von Verwendungsmöglichkeiten bietet, wie die der Herstellung von Kleidung und Papier.

Da sich praktisch alle Klimaforscher einig sind, dass wir unsere Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen reduzieren bzw. ersetzen müssen und Hanf sogar die Erde als Bioakkumulator sauberer machen kann, ist es verwunderlich, dass diese überaus nützliche Pflanze nicht weiter verbreitet ist.

Wenn wir uns das Thema genauer anschauen, können wir feststellen, dass Hanf bereits in einigen alltäglichen Gegenständen, einschließlich Autos, vorkommt und bald den Weg in weitere finden und Kunststoffe aus Erdöl ersetzen könnte. Es gibt aber auch noch Hindernisse, die Kunststoffe aus Hanf vorerst teurer und weniger vielseitig machen.

Alternativen werden benötigt

Alternativen werden benötigt

Forscher haben 38 Millionen Stücke Plastikmüll auf einer unbewohnten Insel im Südpazifik entdeckt. Und das ist nur eine Insel.

Nicht nur die schädlichen Auswirkungen der globalen Erwärmung werden immer deutlicher, konventionelle Kunststoffe belasten die Umwelt und können in die Nahrungskette gelangen, was sich nachteilig auf die Gesundheit von Mensch und Tier auswirkt.

In einem besonders schockierenden Beispiel fanden Forscher der Universität von Tasmanien und der britischen Royal Society for the Protection of Birds 38 Millionen Stücke Plastikmüll auf Henderson Island, einer unbewohnten Koralleninsel im Südpazifik.

Ich bin zu einigen der am weitesten entfernten Inseln der Welt gereist und unabhängig davon, wohin ich in welchem Jahr und in welchem Bereich des Ozeans gereist bin, die Geschichte ist im Allgemeinen immer dieselbe: Die Strände sind übersät mit Spuren menschlicher Unternehmungen“, sagte Jennifer Lavers, Meereswissenschaftlerin an der Universität von Tasmanien, gegenüber The Guardian.

Die Ozeane befinden sich in einem ähnlichen oder noch schlechteren Zustand, da die Gefahr von Verschmutzung des Wassers durch Mikroplastik oder winzigen Plastikteilen besteht und diese oft von Meereslebewesen gefressen werden. Das berüchtigte „Great Pacific Garbage Patch“ besteht laut einem Bericht von National Geographic aus 2014 zum größten Teil aus Millionen dieser winzigen Partikel – bis zu 1,9 Millionen pro Meile.

Hanfzellulosefasern sind eine gute Quelle für viele Kunststoffe

Hanfzellulosefasern sind eine gute Quelle für viele Kunststoffe

Einige der frühesten Kunststoffe wurden aus Cellulosefasern, die aus organischen Quellen stammen und nicht auf Erdöl basieren, hergestellt.

Hanfcellulose kann extrahiert und zur Herstellung von Cellophan, Rayon, Celluloid und einer Reihe verwandter Kunststoffe verwendet werden“, berichtete Seshata, Autor bei Sensi Seeds im Jahr 2014. Hanf enthält bekanntlich etwa 65-70% Cellulose und wird dadurch als gute Quelle betrachtet (Holz enthält ca. 40% und Flachs 65-75%), die aufgrund ihrer hohen Nachhaltigkeit und geringen Umweltbelastung besonders vielversprechend ist.

Während 100% iger Kunststoff auf Hanfbasis nach wie vor eine Seltenheit ist, werden bereits einige „Komposit-Biokunststoffe“ – Kunststoffe aus einer Kombination von Hanf und anderen pflanzlichen Quellen – verwendet. Aufgrund der hohen Festigkeit und Stabilität werden diese Kunststoffe derzeit im Bau von Autos, Booten und sogar Musikinstrumenten verwendet.

Biokunststoff ist vielversprechend, kann jedoch nicht alle Probleme der Umweltverschmutzung lösen

Viele Kunststoffprodukte werden aus Polymerharzen hergestellt, einschließlich Polyethylenterephthalat oder PET, das in alltäglichen Produkten wie Plastikflaschen enthalten ist. Während die Befürworter von Bio-Plastik hoffen, eines Tages Plastikflaschen aus 100% Hanf in den Regalen der Supermärkte zu sehen, ist die Technologie leider noch nicht soweit einsatzbereit.

Firmen wie Coca-Cola haben bereits mit Flaschen, die aus 100% pflanzlichen Kunststoff bestehen, experimentiert, aber im Handel erhältliche Produkte werden zu nicht mehr als 30% aus pflanzlichen Materialien hergestellt, während der Rest aus traditionellen fossilen Brennstoffen stammt.

Die gute Nachricht ist, dass viele Unternehmen massiv in die Erforschung von Ersatzprodukten für herkömmliches PET investieren. Es ist sehr wahrscheinlich, dass das erste Unternehmen, das ein rentables kommerzielles Produkt herstellt, Millionen daran verdienen kann.

Leider kann auch pflanzlicher Kunststoff, der grundsätzlich biologisch abbaubar ist, eine potenzielle Verschmutzungsquelle sein. Auf einer Mülldeponie wird fast nichts biologisch abgebaut und Mikroplastik aus Hanf kann, sollte dieser in die Ozeane gelangen, immer noch Probleme verursachen. Biologisch abbaubare Kunststoffe müssen zur effizienten Entsorgung an kommerzielle Kompostierungsanlagen geschickt werden. Diese Anlagen stehen nicht allen zur Verfügung. Wir müssen also nicht nur bessere Alternativen zu Kunststoff schaffen, sondern auch verantwortungsbewusster mit Einwegprodukten umgehen.

Die Kosten und der Krieg gegen die Drogen sind die größten Hindernisse für Hanfplastik

Die Kosten und der Krieg gegen die Drogen sind die größten Hindernisse für Hanfplastik

Während die Kosten für fossile Brennstoffe durch Subventionen niedrig gehalten werden, bleiben Hanfprodukte zum größten Teil kostspielige Luxusgüter.

Die USA haben den Industriehanf 2018 nach einigen Jahren der Erforschung des Hanfanbaus legalisiert. Aufgrund des jahrzehntelangen Drogenverbots fehlt uns jedoch immer noch ein Großteil der Infrastruktur, um Hanf zu Plastik zu verarbeiten.

Hanf benötigt zwar weniger oder keine Pestizide und hat einen geringeren ökologischen Fußabdruck als viele andere landwirtschaftliche Kulturen. Sein Anbau und seine Ernte sind jedoch weiterhin arbeitsintensiv. Ein weiterer Nachteil ist, dass Hanf in nährstoffarmen Böden mehr Dünger benötigt und auch einen relativ hohen Wasserbedarf hat.

Die Hanfpreise werden jedoch zweifellos sinken und die Technologie wird sich verbessern, da sich der Hanfanbau weltweit im Vormarsch befindet. Derzeit wird der größte Teil des Hanfs in den USA und Europa für CBD, Hanfsamen für Öle und Fasern für Stoffe angebaut, aber immer mehr Landwirte experimentieren mit anderen Sorten, die aufgrund ihres Fasergehalts leichter geerntet werden können.

Werden wir eines Tages Lego aus Hanf für unsere Kinder kaufen?

Eines der provokantesten Beispiele für die mögliche plastische Zukunft von Hanf könnte LEGO sein, das allgegenwärtige Bausteinspielzeug. Das Unternehmen hat vielversprechend Tendenzen, das auf fossilen Brennstoffen basierende Harz bis 2030 auslaufen zu lassen und bis dahin komplett auf Bio-Plastik umzusteigen.

Hanf könnte genau das kostengünstige, umweltverträgliche Alternativmaterial sein, nach dem LEGO sucht“, spekulierte Emily Gray Brosious in einer Untersuchung der Sun Times im Februar 2016.

Unabhängig davon, ob wir jemals ein Raumschiff aus Hanfbausteinen bauen können oder nicht, bleibt das vielversprechende Plastik aus Hanf aufregend aber irgendwie trotzdem noch so fern.

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